Worum es hier geht:
- Viele Leute haben Probleme, in einem Gedicht zu erkennen, ob ein bestimmter Rhythmus gegeben ist und wie der genau aussieht.
- Dabei ist die Sache in vielen Fällen sehr einfach.
- Wir zeigen, wie es geht.
Was man wissen und verstanden haben sollte:
- „Metrum“ meint eigentlich, das „Ausmessen“ von Silbenlängen, dementsprechend wird es auch „Versmaß“ genannt. Dabei sind beide Bezeichnungen für die Verhältnisse im Deutschen ungünstig, es geht nämlich einfach um Betonungsfolgen.
- Als erstes prüft man immer, ob es einen regelmäßigen Wechsel gibt zwischen den Silben:
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß“
Hier ist die Betonung: uBuBuBuB
Diese Abfolge von unbetonten und betonten Silben nennt man Jambus. - Das Gegenstück ist der Trochäus
„Freude, schöner Götterfunken“
BuBuBuBu - Solch einen regelmäßigen Wechsel nennt man „alternieren“.
- Es gibt dann noch zwei weitere Betonungsmuster, die man sich merken sollte:
„Wiegend Wellen auf wogender See“
BuuBuuBuuB
Hier folgt auf eine betonte Silbe immer eine unbetonte, man nennt das einen Daktylus. Glücklicherweise wird dieses Wort genauso betont wie die Sache, die es bezeichnet.
Übrigens ist dieser Rhythmus genau der, den man auch beim Tanzen – und zwar beim Walzer – vorfindet. Man merkt, dass hier richtig Musik und Schwung hineinkommen. - Dann gibt es noch das Gegenstück, das Anapäst heißt, und ebenso genauso klingt wie die entsprechende Betonungsfolge:
Inschrift auf einem Grabstein:
„Heute ich – morgen du!“
uuBuuB
Hier beginnt es mit zwei unbetonten Silben, es folgt eine betonte. - Darüber hinaus kann es Betonungsmuster geben, die nicht eindeutig sind. So was hat man mal „freie Rhythmen“ genannt. Man hilft sich dann mit der Beschreibung und fragt sich, ob darin eine Absicht liegt.
- Also noch mal zum Verfahren:
Schritt 1: Feststellen, ob die Verszeilen alternieren
Schritt 2: Wenn sie dann mit einer betonten Silbe beginnen, sind es Trochäen, sonst Jamben. Man kann sich das merken, indem man festhält: Das Wort Jambus ist ein Trochäus, weil es ja mit einer betonten Silbe beginnt. - Wenn auf eine betonte Silbe zwei unbetonte folgen oder umgekehrt, hat man einen Daktylus oder einen Anapäst.
- Ansonsten eine „rhytmisierte“ Sprache, bei der man schauen muss, was sie bewirkt.
Das Bild gibt es unten auch in besserer Qualität zum Downloaden.
Ein schönes Beispiel für das Spiel mit dem Betonungsmuster ist die folgende Strophe von Heinrich Heine:
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
doch lustig leuchtet der Mai;
ich stehe, gelehnt an der Linde,
hoch auf der alten Bastei.
- So erkennst du jetzt schnell:
- uBuBuBu = Jambus
- uBuBuuB
- Hier führt das Leuchten zu einem inneren Herumhüpfen, so dass sich ein Daktylus einschiebt.
- uBuuBuuBu
- Hier verstärkt sich noch das Dakytlus-Tanzen.
- BuuBuuB
- Das setzt sich dann in der letzten Zeile fort.
- Das heißt: Aus der Traurigkeit des monotonen Anfangs ist zuehmend eine Art Tanz geworden.
Das Schaubild
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