Charakterisierung der Hauptfigur Grenouille in Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ (Mat5451)

Worum es hier geht:

  • Charakterisierung der Hauptfigur in dem Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind
  • Gedacht vor allem für
    • Die Beteiligung am Unterricht
    • Vorbereitung auf Klausuren
    • Und mündliche Prüfungen
  • Die wichtigsten Kennzeichen und ihre Auswertung
  • Es geht nicht um eine Personenbeschreibung, sondern die Herausarbeitung dessen, was der Erzähler dem Leser präsentiert.
  • Die Reihenfolge ist wichtig, weil damit auch eine gewisse Leserlenkung gegeben ist.

Beantwortung der Frage: Was kennzeichnet die Hauptfigur?
Teil 1: Von der Geburt bis zum Wunder seiner Parfumherstellungskunst

  • Schon die Vorrede macht die Spannweite dieses Menschen deutlich:
    „Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte.“
  • Schon kurz nach der Geburt im Jahre 1738 auf einem Fischmarkt in Paris zeigt er sich lebenskräftiger als alle seine Geschwister vorher, die entweder von selbst direkt starben oder von der Mutter, einer Fischverkäuferin umgebracht wurden. Er verliert sie gleich, da sie diesmal auffällt und dann wegen der Kindsmorde hingerichtet wird.
  • Er wird dann von Ammen und einem Pater betreut, was aber nicht gut geht, weil:
    • er beim Stillen ungewöhnlich viel trinkt,
    • vor allem aber keinen menschlichen Gerucht aufweist,
    • so dass er schnell für eine Art „Teufel“ (14) gehalten wird.
    • Insgesamt zeigt er die Überlebensfähigkeit (27) einer „Zecke“ (27).
  • Er kommt dann zu einem brutalen Gerber, wo ihm seine Leidensfähigkeit wieder zustatten kommt.
  • Er hat dann das Glück, zu dem Parfumeur Baldini geschickt zu werden, der Grenouilles angeborene Fähigkeit nutzen kann, intuitiv neue Gerüche zu Parfums zu verarbeiten, was als „Wunder“ (104)

Teil 2: Einsamkeit, Erkenntnis der eigenen Geruchslosigkeit, Herstellung von Menschengeruch

  • Baldini hat bald genug neue Parfums und will Grenouille loswerden.
  • Der verlangt und bekommt einen Gesellenbrief, mit dem er sich in Frankreich frei bewegen kann.
  • Er erträgt die Gemeinschaft von Menschen aber nicht und zieht sich für 7 Jahre in eine Vulkanhöhle zurück.
  • Als er dort schließlich erstmals die eigene Geruchslosigkeit erkennt, geht er wieder in die Öffentlichkeit. Er hat das Glück, auf einen seltsamen Marquis zu treffen, der erst mit ihm seltsame Experimente macht und ihn dann bei einem Parfumeur einen Ersatz-Menschenduft herstellen lässt. Mit dem kann sich Grenouille endlich unauffällig unter Menschen mischen.

Teil 3: Grenouilles Weiterbildung in Grass und Herstellung des erhofften „Engelsduftes“

  • Grenouille möchte mehr, nämlich Menschen beherrschen und zwar so, dass sie ihn gleichzeitig in einer Art Wahn lieben müssen. (198)
  • Es gelingt ihm, zunächst den Duft auch von Gegenständen zu isolieren. Dann kann er erstmals bei einem Hund auch den Duft eines lebenden Wesens einfangen.
  • In der Folge tötet er dann insgesamt 24 Mädchen und verarbeitet ihren Geruch zu dem gewünschten Parfum.
  • Als er verhaftet wird und hingerichtet werden soll, rettet er sich mit Hilfe des „Engelsduftes“ und kann Grasse ungehindert verlassen.

Teil 4: Grenouilles Weiterbildung in Grass und Herstellung des erhofften „Engelsduftes“

  • Grenouille ist einerseits glücklich, dass er sein Ziel erreicht hat, Menschen zu beherrschen und dabei zur Liebe zu zwingen.
  • Er fühlt sich aber als Gescheiterter, weil es ihm nicht gelingt, einen natürlichen eigenen Menschenduft zu entwickeln.
  • Er kehrt nach Paris zurück und wird dort in der ersten Nacht Opfer einer Gruppe von Outlaws, die so von seinem „Engelsduft“ hingerissen sind, dass sie über ihn herfallen und ihn regelrecht zerstückeln.
  • Es ist nicht ohne Ironie, wenn der Erzähler am Ende feststellt: „Sie waren außerordentlich stolz. Sie hatten zum ersten Mal etwas aus Liebe getan.“ (320)

Teil 5: Zusammenfassung / Auswertung

  • Insgesamt hat man den Eindruck, dass zwei der Vermutungen des Parfumeurs Baldini zutreffen: „Entweder ist er besessen, oder er ist ein betrügerischer Gauner oder er ist ein begnadetes Talent.“ (94)
  • Die mögliche Teufelseigenschaft wird ja am Anfang auch klar von der Amme und auch vom Pater thematisiert.
  • Dazu kommt der Klumpfuß, den Grenouille sich bei einem Sturz zugezogen hat. Diese Missbildung wird ja dem Teufel landläufig zugeschrieben. (181/285).
  • Eine weitere Besonderheit sind Eigenschaften, die den Erzähler dazu bringen, Grenouille mit einer Zecke zu vergleichen. Auch die kann viel aushalten, um auf die einmalige Gelegenheit zu warten, einem anderen Lebewesen die notwendige Blutmenge abzusaugen. (27/29).
  • Wichtig sind die folgenden Zitate:
    • Grenouille habe anderen gigantischen Bösewichtern der Geschichte nicht an
      „Selbstüberhebung, Menschenverachtung, Immoralität, kurz an Gottlosigkeit nachgestanden“,
      sonder nur, „weil sich sein Genie und sein einziger Ehrgeiz auf ein Gebiet beschränkte, welches in der Geschichte keine Spuren hinterläßt: auf das flüchtige Reich der Gerüche.“ (5)
    • Was ihn auf jeden Fall negativ auszeichnet:
      „Er entschied sich für das Leben aus reinem Trotz und aus reiner Boshaftigkeit“ (28).
  • Dazu kommt eine seltsame Zielkombination: Er will die Menschen beherrschen – und gleichzeitig sollen sie ihn lieben. (197-199)
  • Das passt überhaupt nicht dazu, dass er die Nähe von Menschen eigentlich nicht ausstehen kann, ja sie sogar als eklig empfindet. (190) Er ist dann aber glücklich, als er sich zumindest wegen eines entsprechenden Parfums unauffällig unter ihnen bewegen kann.
  • Am Ende aber reagiert er auf die vom Engelsparfum erzeugte Liebe der Menschen zu ihm nur mit „Verachtung“ (394).
  • Das wird interessanterweise verbunden mit einer Hybris, bei der sich Grenouille sogar über Gott erhebt.
  • Dabei vergleicht er sich interessanterweise mit Prometheus (304), der aber im Sinne und Interesse der Menschen sein Verhältnis zu den Göttern aufs Spiel gesetzt hat – ein entscheidener Unterschied zu dem Egomanen Grenouille.
  • Am Ende steht Grenouilles Scheitern, weil er erkennen muss, dass er seinen Teil zur Liebe nicht beitragen kann: Er erkennt, „daß er nie in der Liebe, sondern immer nur im Haß Befriedigung fände, im Hassen und Gehaßtwerden.“ (305)
  • Und jetzt wird er Opfer seines eigenen Engelsduftes: Denn Grenouille möchte auch, dass die Menschen seinen Hass spüren und darunter leiden. Aber das geht eben nicht bei einem Liebeswahn-Parfum.
  • So ist er am Ende gescheitert, tatsächlich Opfer seines eigenen Talents geworden, das die Möglichkeit ausschloss, wirklich als Mensch unter Menschen zu leben, eben auch mit einem echten Geruch. Hier passt gut das Phänomen, dass „sich riechen können“ oder eben auch nicht für die Beziehung von Menschen sehr wichtig ist.

 

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