Sie hat das Ziel zu zeigen, dass man mit zwei Methoden jedes Gedicht sicher interpretieren kann.
Das gilt natürlich für den Laien, also denjenigen, der ohne besondere Voraussetzungen an das Gedicht herangeht, nur zwei Dinge einsetzt:
seinen gesunden Menschenverstand,
ggf. ergänzt um ein Wörterbuch bzw. Lexikon, wenn bestimmte Wörter nicht bekannt sind (bei einer Klassenarbeit oder Klausur müsste das zur Verfügung stehen!)
und sicheres methodisches Wissen, was ein Gedicht ist und was man beim Interpretieren zu beachten hat.
Im wesentlichen geht es um „induktives“ Herangehen, d.h. Zeile für Zeile verständlich machen
und „Hermeneutik“, d.h. ein sich immer weiter aufbauendes und immer wieder überprüftes Gesamtverständnis.
Die ständige Überprüfung ist wichtig, um nicht auf einen „Holzweg“ zu geraten.
Das ist ein Gedanke, den man hat – und den man nicht mehr kontrolliert. Man ist dann blind für eine bessere Lösung oder sogar ganz „auf dem Holzweg“, also auf dem falschen Weg.
Was es schon gibt:
Hier nun ein Überblick über das, was hier schon zu finden ist (in alphabetischer Reihenfolge)
Goethe, „Harzreise im Winter“
Hier gibt es einige Stellen, bei denen man sehr stark auf Hypothesen setzen muss, um den Text zu verstehen.
Außerdem wird dieses Gedicht zunächst ganz schülernah interpretiert, dann aber wird zusätzlich eine sehr wissenschaftlich gehaltene Interpretation ausgewertet. https://www.schnell-durchblicken2.de/goethe-harzreise-im-winter
Rilke, „Spaziergang“, ein Gedicht, in dem es um eine besondere Erfahrung im Leben geht – im Hinblick auf ein angestrebtes Ziel, das schon mit einem etwas macht, bevor man es erreicht. https://wvm.schnell-durchblicken3.de/rilke-spaziergang/
Komm zu mir in der Nacht – wir schlafen eng verschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
In der ersten Strophe zeigt das Gedicht die Sehnsucht des Lyrischen Ichs nach einer geliebten Person – am Ende einer langen Phase des Wartens, die es müde gemacht hat.
Für die Aussage weniger wichtig, aber als Mittel recht interessant: der Hinweis auf einen Vogel, der schon sehr früh gesungen hat, als das Lyrische Ich noch gar nicht so weit war, seinen aktuellen Wunsch zu empfinden.
Vielleicht von Bedeutung, dass es ein „fremder Vogel“ war. Denn das erhöht den Schmerz, wenn etwas Fremdes wahrgenommen wird, während man sehnsüchtig auf etwas Eigenes, hier die geliebte Person, wartet.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
und färben sich mit deiner Augen Immortellen …
Die zweite Strophe zeigt, dass das Lyrische Ich überall schöne Bewegung in der Natur sieht,
die es dann gleich in einen Zusammenhang mit der geliebten Person bringt.
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
In Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
In der dritten Strophe zeigt das Gedicht einen Wunschtraum, die phantasievolle Vorstellung, wie die geliebte Person fast schon märchenhaft und voller Liebe zum Lyrischen Ich kommt.
Das Ganze geschieht vor einem schon fast kosmischen Hintergrund, wobei die „Monde“ hier für die realisierbare, nahe Liebe steht. Im Vergleich dazu besteht alles nur aus „verstaubten Himmelstruhen“, also Aufbewahrungsorten, die zu lange nicht genutzt worden sind.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Die letzte Strophe zeigt den Wunsch des Lyrischen Ichs für das gemeinsame Miteinander.
Deutlich wird, dass es dabei animalisch und besonders hergehen soll, darum der Vergleich mit Tieren.
Interessant ist der Neologismus „liebesruhen“, der wohl deutlich machen soll, dass es zum einen um Liebe in all ihren Formen geht, andererseits man dabei auch zur Ruhe kommt, dann in sich und mit der geliebten Person ruhen kann.
Die Schlusszeile soll wohl bedeuten, dass man sich in einem geschützten Raum befindet – jenseits der normalen Welt mit all ihren Gefahren.
Das Entscheidende: die Bündelung der Signale
Ein Gedicht enthält viele Signale, die in eine bestimmte Richtung gehen:
die Nacht
das enge Miteinander
Müdigkeit im Zusammenhang mit zu langem Wachen und Warten
ein Traum
bei dem man mit sich ringt
die sich öffnenden Blumen als die Verheißung des Schönen
Quellen als lebensspendende Elemente
die Bedeutung der Augen der geliebten Person
und ihre Übertragung auf Phänomene der Natur
Die Bitte um Schnelligkeit beim Herankommen
die Hoffnung auf eine einhüllende Liebe
der Gegensatz von bisher eingestaubten Möglichkeiten, die jetzt wie Monde aufsteigen
die Bereitschaft zu einer animalischen Liebesexistenz
in der man etwas Seltenes ist
die Vorstellung von einer Schutzzone hinter der Welt
Jetzt kommt es darauf an, die Signale zu bündeln und daraus Aussagen zu machen.
Am besten setzt man einfach den folgenden Satz fort (und zwar möglichst differenziert):
Das Gedicht zeigt
die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen
die Vorfreude, die alles um das Lyrische Ich verwandelt
die Erwartungen zwischen intensiver Liebe und der Chance auf ein Ruhen in sich und mit der geliebten Person
und das alles in einem geschützten Raum – fern von der normalen – wohl als störend gedachten oder gar als gefährlich empfundenen – Welt.
Weiterführende Hinweise
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Im Folgenden ein paar Anmerkungen und Anregungen zu diesem Gedicht.
Wie immer – lassen wir alle biografischen Informationen weg und konzentrieren uns nur auf den Text.
Die Überschrift erinnert ein bisschen an Märchen.
Dann gleich am Anfang die Feststellung, als Frage formuliert, ob Tatsachen nicht „quälend und langweilig“ sind. Hier schon mal unsere erste Kritik – beides zusammen passt nicht immer. Quälend kann eine Krankheit sein, langweilig eine Gesundheit ohne Ziele.
Wichtiger dann die Alternative, nämlich die drei Wünsche des Titels – allerdings mit der Bedingung verbunden, „daß sie allen erfüllt werden“. Hier erwartet man eigentlich „alle“, denn warum sollen sie „allen“ (Menschen) erfüllt werden? Dann müssten entsprechende Gemeinschaftssignale noch mehr auftauchen.
Es folgen die drei Wünsche:
Zunächst „ein Leben ohne große Pausen“ – also in ständiger Betriebsamkeit, das passt zu „langweilig“ aus der ersten Zeile. Hinzu kommt noch eine nähere Bestimmung dieser als negativ empfundenen Unterbrechungen des Lebenslaufs. Es geht um Pausen, „in denen die Wände nach Projektilen abgesucht werden“. Das bleibt sehr dunkel. Projektive sind die Teile, die nach einem Schuss aus einem Gewehr oder einer Pistole übrig bleiben. Sollte das Lyrische Ich tatsächlich vor Langeweile im Haus rumballern?
Es folgt die Bitte um ein Leben, „das nicht hinuntergeblättert wird von Kassierern“. Gemeint sind wohl Geldscheine, die man zurückbekommt – oder auch Karten, die man gekauft hat. Auf jeden Fall ist es ein sehr kaufmännisches Leben, in dem es um Geld geht.
Nach diesem ersten Wunsch, in zwei Varianten präsentiert, wünscht sich das Lyrische Ich, „Briefe zu schreiben in denen ich ganz enthalten bin“. Offensichtlich möchte es sich selbst verstehen und mitteilen – damit hätten wir also doch wieder ein Signal in Richtung Gemeinschaft (vgl. Zeile 3).
Schließlich der dritte Wunsch, „ein Buch, in das ihr alle vorn hineingehen und hinten herauskommen könnt“. Wieder ein Signal der Gemeinschaft, das Zeile 3 verständlicher macht. Ein Buch enthält in der Regel eine Geschichte oder Erfahrungen – und das Lyrische Ich möchte offensichtlich, dass sie alle gemeinsam da durchgehen.
Am Ende dann ein Themenwechsel hin zu einer besonderen Beziehung. Es geht um die Liebe zu einer anderen, einzigartigen Person. Etwas sehr nüchtern formuliert: „daß es schöner ist dich zu lieben als dich nicht zu lieben“. Aber das kann man verzeihen, denn die Schönheit der Liebe kann man sowieso nicht beschreiben, man muss sie erleben. Das ist mehr wert als alle anderen Wünsche.
Das Gedicht spielt mit Märchenanspielungen und wendet sich gegen die quälende Langeweile der Tatsachen, also der puren Wirklichkeit.
Stattdessen möchte es, dass besondere Wünsche Wirklichkeit werden. Vor allem möchte es etwas Besonderes erleben und das möglichst mit anderen.
Vor allem möchte das Lyrische Ich bei all den auch wichtigen Dingen das Wichtigste nicht vergessen, nämlich die Liebe – und darum endet dieses Gedicht auch recht schnell, weil Gedichte eigentlich nur etwas für die sind, die gerade nicht im Vollrausch der Liebe sich befinden. Denn dann schreibt man keine Gedichte.
Ein „Morgenlied“ ein Plädoyer für den ewigen Optimismus des Lebens
Das Schöne an dem folgenden Gedicht ist, dass es zum einen recht kritisch auf den eigenen Umgang mit Lebenschancen zurückblickt, dann aber nicht in Melancholie oder gar Depression verfällt, sondern mutig weitermacht.
Fortlaufende Inhaltserläuterung
Meyer, Conrad Ferdinand
Morgenlied
Der Titel sagt nicht allzuviel aus.
Deutlich ist allerdings, dass es ein Lied ist,
das entweder am Morgen gesungen wird
oder sich auf den Morgen, also den Beginn des Tages bezieht.
01 Mit edlen Purpurröten
02 Und hellem Amselschlag,
03 Mit Rosen und mit Flöten
04 Stolziert der junge Tag.
05 Der Wanderschritt des Lebens
06 Ist noch ein leichter Tanz,
07 Ich gehe wie im Reigen
08 Mit einem frischen Kranz.
Die erste Strophe präsentiert zunächst einmal die Kennzeichen eines neuen Tages.
Zusammengefasst wird das in Zeile 04, indem „der junge Tag“ personifiziert wird – und zwar in der Weise, dass er „stolziert“, also fast ein bisschen übermütig, auf jeden Fall sehr selbstbewusst einherschreitet.
Ab Zeile 05 weitet sich der Blick dann allerdings auf das ganze Leben.
Es erscheint allen wohl in der Jugend als „ein leichter Tanz“ – und man erwartet, dass da möglicherweise eine Veränderung kommt.
Die letzten beiden Zeilen gehören der Selbstbeschreibung des Lyrischen Ichs, das sich voll auf diese schöne, vielversprechende Anfangsstimmung einstellt.
09 Ihr taubenetzten Kränze
10 Der neuen Morgenkraft,
11 Geworfen aus den Lüften
12 Und spielend aufgerafft-
13 Wohl manchen lass ich welken
14 Noch vor der Mittagsglut;
15 Zerrissen hab ich manchen
16 Aus reinem Übermut!
Die zweite Strophe wendet sich dann genauer all dem Schönen zu, was einem am Morgen oder in der Jugend präsentiert wird und das man auch gerne aufnimmt.
Die zweite Hälfte allerdings ist dann ein kritischer Rückblickl auf die Vergänglichkeit all dieser schönen Anfänge.
Dabei gibt es zwei Varianten, manches hat das Lyrische Ich nur einfach so „welken“, also von selbst dahingehen lassen.
Anderes ist auch zerstört worden durch Übermut.
Auch wenn das im Gedicht nicht angesprochen wird, könnte man hier an Liebesverhältnisse denken und sie sich entsprechend ausmalen.
17 Mit edlen Purpurröten
18 Und hellem Amselschlag,
19 Mit Rosen und mit Flöten
20 Stolziert der junge Tag-
21 Hinweg, du dunkle Klage,
22 Aus all dem Licht und Glanz!
23 Den Schmerz verlorener Tage
24 Bedeckt ein frischer Kranz.
Die letzte Strophe scheint auf den ersten Blick eine reine Wiederholung zu sein.
Das gilt allerdings nur für die ersten vier Zeilen.
Dann rafft sich das Lyrische Ich auf und bricht die letztlich doch negative Rückschau ab.
Denn – so darf man die letzten beiden Zeilen wohl verstehen – das Lyrische Ich hat gerade wieder einen neuen Anfang geschenkt oder angeboten bekommen und will sich dem voll widmen.
Aussagen und Bedeutung des Gedichtes / Intentionalität
Das Gedicht macht deutlich, dass „leben“ immer wieder heißt, vor sich einen neuen Tag oder eine neue Lebensphase zu haben, was mit viel Erwartung und auch Hoffnung verbunden ist.
Deutlich wird aber auch, dass man selbstkritisch feststellen muss, dass aus diesen Chancen nicht viel geworden ist.
Spannend ist dabei, dass das Lyrische Ich sich selbst die Verantwortung oder aber auch die Schuld zuschreibt.
Neben dieser Haltung der Nachdenklichkeit und der Kritik, vielleicht auch der Trauer über das, was im Leben vielleicht unvermeidlich ist, gibt es am Ende aber auch den immer noch leichten Sprung in ein neues Chancen-Abenteuer hinein.
Letztlich kann man daraus den Schluss ziehen, dass die beste Bewältigung einer traurigen Situation die Konzentration auf eine neue Chance ist.
Erinnert wird man bei diesem Gedicht schnell zum einen an
Hermann Hesses Gedicht, „Stufen“, in dem es heißt: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Wikipedia verweist auf die folgende Seite: https://hhesse.de/gedichte/stufen/
Zum anderen kann man aber auch an Eichendorffs „Frische Fahrt“ denken.
Das Gedicht findet man zum Beispiel hier.
Weiterführende Hinweise
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Im Folgenden vergleichen wir ein Gedicht von Eichendorff mit einer Parabel von Franz Kafka. Beiden gemeinsam ist, dass da der Ruhe und der Normalität des Alltäglichen abgeschworen wird und man ins Offene, Freie hinausgeht. Das wiederum wird als eindeutig positiv, belebend angesehen.
Methodisch interessant ist hier vor allem, wie ein Vergleich durchgeführt werden kann.
Wir machen das so, dass beide Texte nacheinander untersucht werden – und dann schauen wir nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Man könnte auch Kafkas Erzählung gleich direkt auf Eichendorffs Gedicht beziehen und gewissermaßen abgleichen. Dabei mus man aber eigentlich vorher den 2. Text verstanden haben – also zum Beispiel auf einem Zettel in Stichworten analysiert haben. Man erspart sich dann das komplette Ausschreiben.
Verweis auf das Video mit Dokumentation
Das Video zu diesem Vergleich ist zu finden auf Youtube unter der Adresse:
Der Titel ist sehr allgemein und deutet nur an, dass es um den Einstieg in eine Tat geht, wobei offen bleibt, ob es plötzlich geschieht oder nach reiflicher Überlegung
Die 1. Strophe
01 Gebannt im stillen Kreise sanfter Hügel,
02 Schlingt sich ein Strom von ewig gleichen Tagen,
03 Da mag die Brust nicht nach der Ferne fragen,
04 Und lächelnd senkt die Sehnsucht ihre Flügel.
Das Lyrische Ich beginnt mit einer negativ wirkenden Beschreibung seiner unmittelbaren Umgebung – das kommt durch das „gebannt“, der Rest klingt ziemlich romantisch.
Allenfalls der Hinweis auf den „Strom von ewig gleichen Tagen“ könnte nach Langeweile und nicht unbeding terfülltem Leben klingen.
Die zweite Hälfte der Strophe zeigt dann die Folgen einer solchen Situation, das typisch romantische Fernweh sowie die Sehnsucht werden gemindert oder verschwinden gar ganz.
Das kann für einen Romantiker nicht positiv sein. Es handelt sich wohl um eine Art Ermüdungserscheinung in einer entsprechenden Umgebung.
Die 2. Strophe
05 Viel andre stehen kühn im Rossesbügel,
06 Des Lebens höchste Güter zu erjagen,
07 Und was sie wünschen, müssen sie erst wagen,
08 Ein strenger Geist regiert des Rosses Zügel. –
Die zweite Strophe lenkt den Blick auf diejenigen, die eine völlig gegensätzliche Lebenspraxis ausüben: Kühnheit, Geschwindigkeit, Entfernung mit dem Ziel, „des Lebens höchste Güter zu erjagen“, also viel zu erreichen.
Wünsche setzen hier immer voraus, dass man vorher bereit war zu „wagen“, also auch ein Risiko auf sich zu nehmen.
Am Ende dann ein anderer Aspekt des Gegenprogramms zum „Bann-Programm“ der ersten Strophe, nämlich „ein strenger Geist“, also Disziplin und klare Vorstellungen.
Die 3. Strophe (1. Terzett)
09 Was singt ihr lockend so, ihr stillen Matten
10 Du Heimat mit den Regenbogenbrücken,
11 Ihr heitern Bilder, harmlos bunte Spiele?
Vor diesem Hintergrund wird die Welt der ersten Strophe kritisch befragt.
Die 4. Strophe (2. Terzett)
12 Mich fasst der Sturm, wild ringen Licht und Schatten,
13 Durch Wolkenriss bricht flammendes Entzücken –
14 Nur zu, mein Ross! wir finden noch zum Ziele!
Und gewissermaßen nach erfolgtem Abwägen kommt dann der im Titel angedeutete „Entschluss“, allerdings eher ein Sich-auf-den-Sturm-Einlassen – mit intensivem Ringen gegensätzlicher Dinge wie „Licht und Schatten“.
Aber schon der erste „Wolkenriss“ bringt „flammendes Entzücken'“ mit sich
und das bedeutet dann den Befehl ans Ross, vorwärtszustürmen –
Allerdings gibt es dort keinen scheinromantischen Vorspann, sondern es geht sofort los.
Hier aber wendet sich das Lyrische Ich an eine nur passive Romantik und spricht sich für Abenteuer und vollen Wagemut aus – eine wichtige Ergänzung zu zu einfachen Vorstellungen von Romantik.
Kafka, „Der plötzliche Spaziergang“
Franz Kafka
Der plötzliche Spaziergang
Abschnitt 1: Die Normalität eines Abends
Wenn man sich am Abend endgültig entschlossen zu haben scheint, zu Hause zu bleiben, den Hausrock angezogen hat, nach dem Nachtmahl beim beleuchteten Tische sitzt und jene Arbeit oder jenes Spiel vorgenommen hat, nach dessen Beendigung man gewohnheitsgemäß schlafen geht, wenn draußen ein unfreundliches Wetter ist, welches das Zuhausebleiben selbstverständlich macht, wenn man jetzt auch schon so lange bei Tisch stillgehalten hat, dass das Weggehen allgemeines Erstaunen hervorrufen müsste, wenn nun auch schon das Treppenhaus dunkel und das Haustor gesperrt ist,
Einstieg in den Ausbruch aus der Normalität
und wenn man nun trotz alledem in einem plötzlichen Unbehagen aufsteht, den Rock wechselt, sofort straßenmäßig angezogen erscheint, weggehen zu müssen erklärt, es nach kurzem Abschied auch tut, je nach der Schnelligkeit, mit der man die Wohnungstür zuschlägt, mehr oder weniger Ärger zu hinterlassen glaubt,
Die Wirkung des Entschlusses
wenn man sich auf der Gasse wiederfindet, mit Gliedern, die diese schon unerwartete Freiheit, die man ihnen verschafft hat, mit besonderer Beweglichkeit beantworten, wenn man durch diesen einen Entschluss alle Entschlussfähigkeit in sich gesammelt fühlt, wenn man mit größerer als der gewöhnlichen Bedeutung erkennt, dass man ja mehr Kraft als Bedürfnis hat, die schnellste Veränderung leicht zu bewirken und zu ertragen, und wenn man so die langen Gassen hinläuft,
Befreiung aus den Fesseln der Familie
— dann ist man für diesen Abend gänzlich aus seiner Familie ausgetreten, die ins Wesenlose abschwenkt, während man selbst, ganz fest, schwarz vor Umrissenheit, hinten die Schenkel schlagend, sich zu seiner wahren Gestalt erhebt.
Bedeutung des zusätzlichen Impulses der Freundschaft
Verstärkt wird alles noch, wenn man zu dieser späten Abendzeit einen Freund aufsucht, um nachzusehen, wie es ihm geht.
Vergleich
In beiden Fällen gibt es eine Normalität, die bei Eichendorff etwas Bannendes hat, was am Ende auch bei Kafka auftaucht, wenn dort von einer Art Befreiuung aus familiären Banden gesprochen wird.
Bei Eichendorff ist die Ausgangssituation durchaus romantisch, aber eher passiv und letztlich auch langweilig.
Bei Kafka hat das abendliche Zuhausesein durchaus seine angenehmen Seiten, zumal draußen sogar „unfreundliches Wetter“ gegeben ist.
Das Risiko bei Eichendorff entspricht hier dem Aushalten von Unangenehmem, ist also deutlich gemindert.
Bei Eichendorff geht es draußen dann sofort ab, während bei Kafka vom Wetter nicht mehr die Rede ist.
Dafür wird bei ihm vor allem die persönliche Veränderung betont – hin zu mehr Kraft und wahrer Gestalt, während es bei Eichendorff eher um den Moment des Entzückens geht.
Bei ihm gibt es auch kein klares Ziel, während das bei Kafka als krönendes Sahnehäubchen begriffen wird.
Dafür ist die räumliche und auch gefahrenmäßige Veränderung bei Eichendorff viel größer, während es bei Kafka eigentlich um einen kleinen, aber dann doch groß werdenden Moment von Autonomie geht.
Weiterführender Hinweis:
Wer sich diese Erzählung von Kafka genau durchgelesen hat und auch einiges sonst von Kafka weiß, der kommt sicher schnell auf den Gedanken, dass hier eine Art Gegenentwurf zu der Erzählung „Die Verwandlung“ vorliegt.
Hier der gelingende Ausbruch, dort das Verharren im Bestehenden.
Gregor folgt eben nicht seinem „plötzlichen Unbehagen“, sondern wird dessen Opfer.
Auch landet er am Ende bei keinem Freund, denn die einzige, die dafür in Frage kommt, seine Schwester, verrät ihn und steigt dafür selbst zu ihrer wahren Gestalt auf.
Weiterführende Hinweise
Weitere Beispiele für die „sichere“ Interpretation von Gedichten finden sich hier.
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Im folgenden geht es um ein Gedicht, das für die Zeit der neuen Subjektivität in den 70er Jahren steht. Darauf gehen wir noch genauer unten ein.
Hier zunächst einmal eine Erläuterung des Inhalts.
Überschrift(en)
Das Gedicht beginnt mit dem Hinweis auf einen bestimmten Ort, den jeder aus dem Bereich von Bus und Bahn kennt, nämlich die letzte Haltestelle, an der alle noch anwesenden Fahrgäste normalerweise aussteigen.
Der Begriff kann aber auch im übertragenen Sinne gemeint sein, etwa wenn jemand in der Beziehung nicht mehr weiter weiß oder das Ende seiner beruflichen Karriere erreicht hat.
Auf den seltsamen Untertitel „von gegenwartsgerade“ gehen wir am Ende noch kurz ein.
Zeile 1 und 2
01 Ich stand an der Bushaltestelle
02 und wartete;
Das Lyrische Ich macht hier deutlich, dass es sich tatsächlich im Bereich einer Bushaltestelle befindet und wartet – sicher auf einen Bus.
Zeile 3 und 4
03 und als der Bus kam, stieg ich ein
04 und wartete wieder.
Das Interessante ist dann, dass das Lyrische Ich in den Bus einsteigt und weiter wartet.
Hier merkt man, dass es sich hier um etwas Übergeordnetes, Allgemeines handeln muss – vielleicht wartet es auf eine Eingebung, einen guten Gedanken – oder auch einfach einen glücklichen Zufall.
Zeile 5-8
05 Vor mich kümmerte sich ein Mädchen um ihren Kerl
06 und weil ich nichts zu tun hatte, schaute ich zu
07 wie sie an seinem Hals hing und manchmal nach hinten
08 schaute zu mir, der nach vorne schaute zu ihr.
Tatsächlich passiert dann etwas, denn aus dem reinen Warten wird eine Verlegenheitshandlung, nämlich das Lyrische Ich, das jetzt schnell als männliche Person deutlich wird, schaut einem Mädchen zu, das sich „um ihren Kerl“ „kümmerte“. Eine etwas seltsame Formulierung – aber sie bezeichnet wohl das, was dem Lyrischen Ich fehlt, nämlich Interesse und körperliche Annäherung.
Auch interessant ist, dass sich das Mädchen bei seinen partnerschaftlichen Aktivitäten durchaus noch für das Lyrische Ich interessiert – es wird aber nicht deutlich, warum. Möglich wäre, dass das Mädchen nicht ausgelastet ist, genauso kann es aber eine Reaktion sein, wenn man angestarrt wird.
Das „manchmal“ deutet aber eher in die Richtung, dass das Mädchen noch Kapazitäten frei hat, sonst würde es sich das ständige Hinschauen verbitten.
Zeile 9-11
09 Ich stand im Bus,
10 schaukelte mit den Beinen die Straße aus
11 und dachte an garnichts;
In Zeile 9 geht das Lyrische Ich näher auf seine Situation ein – entweder hat es immer gestanden – oder es ist aufgestanden.
Auf jeden Fall wird dem Lyrischen Ich bewusst oder es erzeugt bzw. verstärkt diese Körperreaktion erst, dass seine Beine dem Rhythmus der Auswirkung der Straße auf den Bus folgen.
Auf jeden Fall ist das Lyrische Ich in einer Art Trance-Zustand, bei dem es nicht mehr klar denkt, sondern sich ganz seinem Körpergefühl hingibt.
Zeile 12-15
12 irgendwann stieg ich aus, ging nachhause
13 und dachte
14 „Es gibt nichts, was einen Mann einsamer macht
15 als das leise Lachen am Ohr eines andern.“
Dazu passt auch, dass das Lyrische Ich gar nicht genau weiß oder angeben mag, wo es ausgestiegen ist.
Dann wird deutlich, was sein Problem ist, nämlich Einsamkeit – und die ist ihm besonders bewusst geworden, als es „das leise Lachen“ des Mädchens „am Ohr eines anderen“ mitbekommen hat. Das letzte Wort macht dabei deutlich, was das Lyrische Ich dabei vor allem beschäftigt und eben einsam gemacht hat.
Intentionalität und literaturhistorische Einordnung
Insgesamt zeigt das Gedicht sehr schön die Einsamkeit eines Menschen, die ihm noch mehr bewusst wird, als er auch nur etwas von der Intimität und Gemeinsamkeit zweier anderer Menschen mitbekommt.
Zur „neuen Subjektivität“, wie sie von Marcel Reich-Ranicki für die 70er Jahre festgestellt worden ist, gehört das Gedicht insofern, als das Lyrische Ich sich ganz auf seine Befindlichkeit konzentriert – all das, was vor allem im Bereich der politischen Lyrik in den Jahren davor im Mittelpunkt stand, wird ausgeblendet. Es geht hier nur um private Dinge – und auch noch um eine gewisse Passivität.
Von hieraus versuchen wir jetzt noch mal auf den seltsamen Untertitel „von gegenwartsgerade“ einzugehen. Wir verzichten darauf, hier irgendwelche biografischen oder literaturhistorischen Erklärungen heranzuziehen, weil das nicht zum Gedicht als selbstständigem fiktionalen Text gehört.
Wir verstehen den Neologismus so, dass sich das Lyrische Ich ganz auf seine Gegenwart konzentriert und dabei „gerade“ bleibt – d.h. auf seinem Weg – ohne die Idee, dass man davon auch abweichen könnte. Jeder, der mal einsam gewesen ist oder jemanden in der Situation kennt, weiß, wie sehr man seine Einsamkeit verringern kann, wenn man auf andere Leute zugeht. Ob das hier angemessen gewesen wäre, sei dahingestellt – aber vielleicht war dieses Mädchen ja absprungbereit – oder er wartet eben auf eine günstigere Chance.
Weiterführende Hinweise
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Im Folgenden erläutern wir den Inhalt und die Aussage eines Gedichtes von Sarah Kirsch aus dem Jahr 1982, in dem beklagt wird, dass wir die die Welt heute nur noch durchrasen. Dabei übersehen wir manches, was auf den ersten Blick hässlich zu sein scheint, sich dann aber durchaus als Paradies entpuppen kann.
Aus urheberrechtlichen Gründen können wir das Gedicht hier nicht abdrucken, wir gehen davon aus, dass es vorliegt.
Die Überschrift – als erstes Verständnis-Signal
Sarah Kirsch: Fluchtpunkt
Wie immer, lohnt es sich besonders bei nicht ganz klaren Überschriften über die Möglichkeiten nachzudenken, was damit gemeint sein könnte.
Am ehesten ist mit einem Fluchtpunkt wohl ein Ort gemeint, zu dem man hin fliegt, vielleicht auch im optischen Bereich etwas, was man fast ins Auge fasst. Flucht hat ja wohl im Baugewerbe auch die Bedeutung einer geraden Linie. Etwas ist nicht in der Flucht. https://de.wikipedia.org/wiki/Flucht_(Begriffskl%C3%A4rung)
Aber natürlich kann auch ein Fluchtpunkt die Stelle sein, von der man aus ins Rettende abspringt.
Vergleich zwischen früher und heute
Bei den ersten vier Zeilen geht es um den Gegensatz oder die Weiter-Entwicklung zwischen den Reisemöglichkeiten früherer Zeiten und den heutigen Verhältnissen.
Schade ist, dass nur sehr kurz mit Heine auf einen berühmten Dichter des 19. Jahrhunderts eingegangen wird, ohne dass dazu etwas Näheres gesagt wird. Das ist nicht ganz fair gegenüber Lesern, die mit diesem Namen nicht viel anfangen können. Und Gedichte haben wir nicht die primäre Funktion, die Leute erst mal in Bibliotheken zu schicken, um mögliche Anspielungen zu durchschauen.
Von daher: Man muss sich hier ernsthaft die Frage stellen, ob es in diesem Falle nicht gereicht hätte, einfach von „früher“ zu sprechen. Aber vielleicht war die Autorin gerade in einem Heine-Seminar gewesen und hat nicht an spätere und andere Leser gedacht.
Deshalb bleiben wir auch hier unabhängig von dem Namen bei dem Unterschied der langsamen Fortbewegung früherer Zeiten mit viel größeren Wahrnehmungsmöglichkeiten, was die Umgebung angeht, und der heutigen Art des Durchfahrens, bei dem man kaum noch etwas wahrnimmt.
Der heutige Reisende als Sklave der Maschinen
Die nächsten acht Zeilen gehen dann genauer auf die heutige Art des Reisens ein. Es ist im wesentlichen von einer Art springen gekennzeichnet, bei dem die einzelnen Bodenberührungen kaum noch eine Rolle spielen.
Gut gemacht ist sicherlich die Verbindung von den Einzelheiten und dem Wort „aufhalten“. Denn dadurch wird deutlich gemacht, dass etwas, was bei jedem genauen Blick von großer Bedeutung ist, hier als Hindernis empfunden wird, das man schnell hinter sich lässt.
Interessant dann der Hinweis auf die Maschinen, deren Sklave man als Mensch gewissermaßen geworden ist. Hier ist sicherlich an entsprechende Fortbewegungsmittel vom Auto über die Eisenbahn bis zum Flugzeug zu denken.
Sehr schön dann noch das Bild der Expedition für das nähere Kennenlernen anderer Menschen. Die werden hier als Ort des Abenteuers verstanden, in das vor allem im 19. Jahrhundert die Forscher mit großer Begeisterung aufbrachen.
Interessant wie mit „Schutthalden Irrgärten schönen Gefilde “ ganz unterschiedliche Dinge miteinander verbunden werden. Was auffällt, ist die Steigerung ins Positive hinein. Damit soll wohl angedeutet werden, dass etwas, was zunächst wie eine Schutthalde aussieht, dann zum Irrgarten wird und schließlich zu einem Gefilde, also einer schönen Gegend.
Der eine oder andere wird vielleicht an dieser Stelle erinnert werden an die Lebens- und Wohnverhältnisse in südlichen Ländern, wo sich hinter unscheinbaren Fassaden wahre Paradies entdecken lassen. Die werden heutzutage schnell und leicht übersehen.
Fazit:
Die letzten vier Zeilen sind dann schon recht originell und laden zum Nachdenken ein.
Mit ersten Zeile ist wohl gemeint, dass die Kellner die „Nachrichten“ (Zeitung als altes Wort für Neuigkeit, vgl. Newspaper) der Gäste nicht brauchen.
Statt auf das neugierig zu sein, was die Gäste selbst gesehen bzw. erlebt haben, verlassen sich die Kellner lieber auf das Fernsehen und damit das, was sehr viele Menschen in gleicher Weise erreicht.
Auf den ersten Blick seltsam mag der Vergleich zwischen Autos und Menschen wirken. Aber gemeint damit ist wohl, dass man bei Autos mehr auf Individualität und Eigentümlichkeit achtet als bei Menschen die alle irgendwie sich zumindest gleich verhalten und besonders auch das gleiche im Kopf haben.
Die letzte Zeile bringt dann das Unwohlsein des lyrischen Ichs auf den Punkt.
Es möchte anscheinend Originelles, Besonderes, wie man es früher auf Reisen erfahren konnte, und findet jetzt überall nur noch das gleiche.
Insgesamt ein Gedicht, das immerhin schon im Jahre 1982 auf große Probleme der modernen Welt verweist,.
Dabei werden aber zwei Probleme miteinander vermischt, nämlich das Problem der Reisenden, die nicht genügend wahrnehmen, und andererseits die Gleichförmigkeit der Dinge.
Hier taucht am Ende die Frage auf, ob das lyrische Ich wirklich echte Gleichförmigkeit beklagt oder nur eine unzureichende Wahrnehmung, die diesen Eindruck hervorruft. Das wäre dann ganz anders als bei dem Gedicht von Durs Grünbein.
Weiterführende Hinweise
Weitere Beispiele für erfolgreiches Verstehen von Gedichten finden sich hier.
Weitere Beispiel für Gedichte zum Thema „Reisen“, „Unterwegssein“ oder auch „Fremdsein“: hier
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Drei kleine Strassen
mit Häuserchen wie aus einer Spielzeugschachtel
münden auf den stillen Marktplatz.
Der alte Brunnen vor dem Kirchlein rauscht,
die Linden duften.
Das ist das ganze Städtchen.
Aber draussen,
wo aus einem blauen, tiefen Himmel Lerchen singen,
blinkt der See und wogen Kornfelder.
Mir ist Alles wie ein Traum.
Soll ich bleiben? Soll ich weiterziehn?
Der Brunnen rauscht . . . die Linden duften.
Das Gedicht besteht im wesentlichen aus drei Teilen:
Im ersten Teil wird eine Art Kleinstadt-Idylle geschildert, der wird im zweiten Teil dann aber nicht etwa die große weite Welt mit ihren Metropolen entgegengestellt, sondern die Welt der Natur.
Der letzte Teil setzt einmal den Akzent, dass das lyrische Ich hier in einen besonderen Zustand gerät, der weniger etwas mit nüchterner Überlegung als mit Träumen zu tun hat.
Man kann davon ausgehen, dass hier reale oder auch vorgestellte Impressionen in erster Linie Gefühle auslösen. Überhaupt könnte man prüfen, inwieweit dieses Gedicht bis dahin die Kennzeichen des Impressionismus aufweist, indem einfach Eindrücke nebeneinander gestellt werden.
Am Ende steht dann die Frage, ob das lyrische Ich in diesem kleinen Städtchen bleiben oder weiter ziehen Arno Holz. Offensichtlich ist es in fast romantischer Weise auf einer Wanderung.
Bezeichnenderweise endet das Gedicht mit zwei Impressionen, die für die in Teil eins und Teil zwei angedeuteten Welten stehen und noch einmal verdeutlichen, was die Frage schon ausgedrückt hat.
Weiterführende Hinweise
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Aus urheberrechtlichen Gründen können wir das Gedicht hier nicht abdrucken, wir gehen davon aus, dass es vorliegt.
Das Gedicht präsentiert gleich zu Beginn eine Situation, in der jemand seit langer Zeit auf der Flucht ist. Wir erfahren nichts Näheres darüber, wovor geflohen wurde.
Entscheidend ist, dass der Betreffende nach dem Verlassen der Heimat keine neue gefunden hat.
Die nächsten drei Zeilen heben dann die schmerzhafte Erfahrung hervor, dass das Nicht-Finden einer neuen Heimat vor allem damit zusammen hängt, dass man nirgendwo aufgenommen wurde.
Das wird in einer Weise präsentiert, dass man an Not denkt und Hartherzigkeit.
Die nächsten drei Zeilen sollen dann deutlich machen, dass es diesem lyrischen Ich gegangen ist wie einem Hund, der aus irgendeinem Grunde alleingelassen worden ist und ab dann nur noch schauen kann, wie er irgendwo überlebt, und dabei dabei sicherlich in ständiger Gefahr ist, von Steinen getroffen zu werden oder sonst wie in Gefahr zu geraten.
Dabei hat es durchaus auch mal so etwas wie Gemeinschaft gegeben, aber keine echte, sondern nur eine eben, wo man sich kurze Zeit sich jemandem anschließt.
Dann das Fazit, dass zwei wesentliche Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben fehlen, nämlich Nahrung und Wärme.
Der Schluss scheint dann etwas positiver zu werden, wenn gesagt wird, dass dieser Flüchtling zumindest hin und wieder in einer Herberge kurzzeitig rasten konnte, bevor es dann mit dem „Streunen“ weiterging.
Immerhin hat das lyrische ich in diesen Herbergen, als kleinen Oasen der Menschlichkeit, etwas zu essen bekommen und auch ganz allgemein eine Reaktion, die als „Gnade“ empfunden wird.
Am Ende bleibt die traurige Erfahrung, dass man eine Heimat verloren und keine neue gefunden hat.
Insgesamt ein Gedicht, dass wichtige Befindlichkeiten und Erfahrungen von Menschen auf der Flucht gut anspricht.
Die Frage ist, ob das Gedicht nicht insgesamt zu allgemein bleibt. Es bleiben sehr viele Fragen offen, zum Beispiel wovor geflohen worden ist, warum die Menschen sich nicht mehr um den Flüchtling gekümmert haben, was der Flüchtling auch selbst getan hat, um eine Heimat zu finden.
Wenn es die Stelle mit der Herberge nicht gäbe, könnte man dem Gedicht vorwerfen, dass es sehr pauschal und einseitig ist, zum Beispiel in keiner Weise auf die Menschen eingeht, die sich tatsächlich um Flüchtlinge gekümmert haben und dabei vielleicht nicht genügend Unterstützung bekommen haben.
Aber ein Denkanstoß, sich mit dem Leben von Menschen in Fluchtsituationen zu beschäftigen, enthält das Gedicht allemal.
Weiterführende Hinweise
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