Kreativ: Kurzgeschichte zum Thema „Kontakt“

Wie schreibt man selbst eine Kurzgeschichte zu einem Thema, z.B. „Kontakt“

Es ist immer schön, wenn man selbst mal etwas ausprobiert – zum Beispiel das Schreiben einer Kurzgeschichte. Da versteht man dann viel besser, wie das mit den Kennzeichen „direkter Einstieg“, „offenes Ende“, „Ausriss aus dem Leben“, „Alltagsbereich“ und „Wendepunkt“ funktioniert.

Nehmen wir als Beispiel einfach das Thema „Kontakt“. Natürlich wissen wir, dass so was noch kein Thema ist, weil eine Fragestellung fehlt.

Dann überlegen wir mal, welche Fragen bzw. Probleme gibt, die etwas mit Kontakt zu tun haben.

Wenn man gerne Filme sieht, in denen es um Liebe geht, dann hat man bald eine Idee.

  1. Man stellt sich vor, da sehen sich zwei Menschen kurz – und zumindest einer von beiden, dass sein Gegenüber nicht nur faszinierend ist, sondern auch ein Partner fürs Leben sein könnte.
  2. Und das Problem ist, dass das Zusammenkommen  nicht einfach ist – und dann braucht man nur noch eine Situation, in der man sich gut genug sieht, aber nicht in Kontakt kommen kann. Da bietet es sich zum Beispiel an, dass beide in verschiedenen S-Bahnen sitzen, die zwar nebeneinander stehen, aber in unterschiedliche Richtungen fahren.
  3. Dann ist der nächste Schritt auch schon klar, denn der eine Beteiligte, wir wählen man den Mann aus unserer Perspektive, denkt natürlich heftig nach, wer sein Gegenüber sein könnte.
  4. Dann war es im Berufsverkehr – und jetzt fährt der Mann jeden Morgen die Strecke ab, obwohl er gerade Urlaub hat.
  5. Und dann entdeckt er sie wieder – und wieder ist sie unerreichbar. Zum Beispiel, weil sie in einen Aufzug steigt – er hetzt hinterher, aber welches von 10 Stockwerken ist es?
  6. Er verbringt den Rest des Tages auf einer Bank vor dem Hochhaus – iste nach 7 Stunden ein bisschen unaufmerksam oder musste mal in die Büsche – und dann sieht er nur noch, dass sie von einem Mann im Auto abgeholt wird. Jetzt braucht er nur noch einen Kontakt zu einem Polizisten oder einem Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes, um an die Adresse der Nummer zu kommen. Dabei kann er sich durchaus Ärger einhandeln.
  7. Nachdem er seine depressive Phase überwunden hat – immerhin ist sie von einem Mann abgeholt worden, sitzt er wieder vor dem Hochhaus.
  8. Und irgendwann ist er eingeschlafen, bis ihn jemand anspricht – mit zwei Bechern Kaffee in der Hand – jetzt braucht man nur noch etwas, was dafür sorgt, dass die Frau ihn wiedererkannt hat – denn sie hat ja in der S-Bahn auch interessiert geguckt – und jetzt hat sie ihn wiedererkannt, als sie für sich und eine Freundin einen Kaffee oder Ähnliches geholt hat. Glücklicherweise war der Kaffeeautomat auf ihrer Etage ausgefallen oder man wollte sich was gönnen.
  9. Man sieht hier deutlich, dass die Schwierigkeiten in den Details liegen und man einige Fantasie braucht.
  10. Wo kommt die her, am besten aus dem, was man in Filmen gesehen, in Büchern gelesen oder worüber man sich mit Freunden ausgetauscht hat.

Es geht hier nicht darum, ob dieser Kurzgeschichten-Entwurf gut ist. Sondern es geht darum, es einfach mal auszuprobieren.

Denn der direkte Einstieg ist leicht zu machen – aber wie ist das mit dem offenen Ende, dem möglichen Wendepunkt. Da muss man noch dran arbeiten 🙂

Weiterführende Hinweise

  • Weitere Tipps und Materialien zum Thema „Kreatives Schreiben“ finden sich hier.
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Kurzgeschichte – Eigenart und Entwicklung

Eigenart und Merkmale der Kurzgeschichte

  1. ist im wesentlichen ein Ausschnitt aus einem Leben, der aber Bedeutung hat, etwas zeigt, vielleicht auch einen Wendepunkt darstellt.
  2. Sie hat meistens einen direkten Einstieg
  3. und häufig auch ein mehr oder weniger offenes Ende.
  4. Die Sprache ist häufig eher Alltagssprache, was mit Punkt 1, dem normalen Leben, zusammenhängt.

Entwicklung:

  1. Entstanden ist die Kurzgeschichte als „short story“ im angloamerikanischen Bereich.
  2. In Deutschland hat sie sich im wesentlichen nach dem Zusammenbruch Deutschlands nach dem Nationalsozialismus durchgesetzt und steht zunächst in einem engen Zusammenhang mit der sogenannten „Trümmerliteratur“.
  3. Diese Kurzgeschichten bilden in ihrer ausschnittartigen Kürze ein Gegenmodell zu den großen Welterklärungskonzepten, wie sie sich in Romanen finden.
  4. Auch ist das Überleben nach dem Krieg eher durch kleine Situationen und Entscheidungen gekennzeichnet. Die Bewältigung von Massenmord und Krieg kann so angerissen werden, ohne alles gleich in große Erklärungszusammenhänge stellen zu müssen.
  5. Dies und die einfache Sprache stellen auch einen Kontrast dar zu einer Literatur, die ja in der Zeit der Diktatur gerade in Verruf geraten war. Das scheinbar Schöne konnte eben auch verführerisch sein und missbraucht werden.
  6. Die Menschen werden gewissermaßen „in echt“ gezeigt, in ihrer Schwäche, aber auch immer wieder in ihrer Größe. Von Heinrich Böll soll der Ausspruch stammen – im Hinblick auf Borcherts Kurzgeschichte „Das Brot“, dass sich dort „das ganze Elend und die ganze Größe des Menschen“ zeige. Da ist nämlich der Mann, der seiner Frau einen Teil des ihr zustehenden Brotes wegisst – und da ist eine Frau, die es ihm nicht vorhält, sondern versucht, ihm jede Peinlichkeit zu ersparen und ihm sogar zu helfen.
    (Zitiert nach Timotheus Schwake, Klassische Kurzgeschichten, Einfach Deutsch, 2008, S. 10)

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