Haupt und Nebensatz

Ein Hauptsatz wird allgemein so verstanden, dass er alleine stehen kann.

„Die Leute fingen an mit Heißhunger zu essen.“

Ein Nebensatz dagegen kann in der Regel nicht alleine stehen.

„Nachdem der Speisesaal endlich geöffnet worden war“.

Besser ist es aber, sich die beiden Sätze grammatisch anzuschauen.

„Die Leute fingen mit Heißhunger an zu essen.“

Hier steht das Prädikat „fingen“ an zweiter Stelle. Zwar stehen zwei Wörter davor, aber die bilden eine Gruppe und können auch hinter das Prädikat gestellt werden:

„Mit Heißhunger fingen die Leute an zu essen.“

Bei einem Nebensatz steht das Prädikat immer am Ende:

„Nachdem der Speisesaal endlich geöffnet worden war“.

Hier ist das „war“ das Prädikat und steht am Schluss.

Übrigens: Gruppen von Wörtern, die nur geschlossen um das Prädikat gestellt werden können, nennt man Satzglieder.

Literatur für die Schule – nicht für die Germanistik

Wir sprachen schon davon, dass die Liebe zur Literatur in der Schule nicht so richtig wachsen kann, wenn die Deutschlehrer mehr oder weniger gezwungen sind, Germanistik zu betreiben.

Das ist das Fach an der Uni, in der man sich wissenschaftlich mit Literatur beschäftigt. Und dort werden all die Verfahren der Interpretation usw. entwickelt, die für Schüler zum Teil eine richtige Qual sind.

Natürlich soll man sich in der Schule so mit Literatur beschäftigen, dass man sie wirklich versteht und sich darüber austauschen kann.

Deshalb müssen Schüler aber nicht schon zu Studenten der Germanistik ausgebildet werden – die zum Beispiel Gedichte genauso analysieren und in Epochen einordnen, wie es an der Uni geschieht.

Aber inzwischen gibt es ja Hoffnung. In den aktuellen Vorgaben des Zentralabiturs 2020 gibt es schon materialgestützte Klausuren. Dort bekommt man einiges an Infos und Statements und soll daraus zum Beispiel sich in die Rolle eines Theater-Intendanten versetzen und begründen, dass Büchners Woyzeck heute noch aktuell ist. Oder aber es geht darum, in einer Stadt eine Ausstellung zu Franz Kafka vorzubereiten – und da brauchen die Verantwortlichen natürlich Ideen und Entwürfe.

Das ist schon sehr viel näher am späteren Leben, wenn man eben nicht Germanistik studiert, aber zum Beispiel Kulturwissenschaften.

Wir haben das mal am Beispiel der Frage durchgespielt, ob eine Schule in Franz-Kafka-Gymnasium umbenannt werden sollte.

Näheres findet man hier:
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/themen/kafka-verstehen/305-kafka-beispiel-material-klausur-lernvideo

Ein anderes Beispiel für mehr Lebens- und Schülernähe im Umgang mit Literatur findet sich hier:
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/faq/faq-gedichte/338-rilke-rainer-maria-die-gazelle-gazella-dorcas-einfach-und-sicher-verstehen

Dort haben wir nämlich nachgewiesen, dass man als Schüler durchaus zu Recht zu einer anderen Interpretation eines Gedichtes kommen kann als ein germanistischer Profi, der alle Feinheiten aus dem Leben und Werk eines Autors kennt.

Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen einem „fiktiven“ Text, der auch unabhängig von seiner Entstehung Bedeutung haben kann – und seiner Verwendung in einer Schriftsteller-Biografie. Dort ist er nämlich nicht mehr nur ein Produkt der Poesie, sondern eben auch eine biografische Quelle, wenn auch eine besondere.

Aber nur das poetische Werk hat eine Chance, aktuell zu bleiben.

Ein anderes Beispiel dafür, wie ein Werk über den Dichter und seine unmittelbaren Absichten hinauswachsen kann, ist das wunderbare Gedicht „Ode an die Fremde“ von Franco Biondi.

Näheres dazu findet sich hier:
https://www.schnell-durchblicken2.de/ode-an-die-fremde

Halten wir fest:
Literatur eröffnet nicht nur Spielräume, sie ermöglicht auch ein bisschen zumindest den Sprung in eine Art „relative Ewigkeit“.

Für uns ist es jedenfalls ein Wunder, dass Gedichte von Goethe immer noch gelesen werden – ob das auch in 1000 Jahren noch so sein wird, kann keiner sagen.

Aber für unser menschliches Leben sind 200 Jahren eben schon zumindest eine „relative“ Ewigkeit 🙂