Heldenballade selbst schreiben

Hinweis in eigener Sache:

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Aus technischen Gründen haben wir diese Seite verlegt nach:
https://textaussage.de/wie-schreibt-man-selbst-eine-heldenballade

Dort gibt es auch Ergänzungen u.ä.
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Danke für das Verständnis
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Die Aufgabe: Schreib doch mal selbst eine Heldenballade!

Tja, so sind die Lehrer. Sie möchten, dass wir auch Freude an der Schule haben. Also Schluss mit dem Schreiben von Inhaltsangaben und mit der Beantwortung irgendwelcher Fragen zum Text. Jetzt heißt es einfach:

Stell dir vor, da ist ein Held – und du schreibst über ihn eine Ballade.

Tipp 1: Keine Angst: Eine Ballade muss keinen Reim haben.

Erst mal keine Angst – eine Ballade muss keinen festen Reim und keinen Rhythmus haben. Wenn die Lehrkraft also so was nicht speziell verlangt hat, muss man nur seinen Lösungstext in Verszeilen fassen, also zum Beispiel so:
Wir haben die Idee, einen Helden beim Anti-Mobbing auftreten zu lassen – und legen einfach mal los.

    1. Neu war er an der Schule
    2. und keinen kannte er.
    3. Doch bald lernt er sie kennen
    4. und das war nicht so schön.
    5. Es gab da nämlich einen Typen,
    6. der alle hat im Griff.
    7. Wenn der nur einmal zeigte,
    8. den schnappen wir uns jetzt.
    9. Dann war’s vorbei mit leichtem Leben.
    10. Dann ging’s zur Sache sehr.

      Und so könnte man leicht weitermachen.

Tipp 2: Wie kommt man zu einem brauchbaren Inhalt?

Viel wichtiger ist also eine Idee, was für einen Helden man beschreiben könnte. Am besten überlegt man, wann und wo man einen gerne gehabt hätte – oder man überlegt, wann man wo etwas gelesen oder im Fernsehen gesehen hat.

    1. Natürlich gibt es die „Helden von Bern“, einen berühmten Film über Fußballer – und schon ist man in dem Bereich.
    2. Oder man denkt an Feuerwehrleute, die jemanden aus einem brennenden Haus retten.
    3. Oder man denkt an eine Mutprobe, die nicht so gut ist – und da ist einer so mutig, einfach Nein zu sagen. Zum Beispiel könnten Schüler sich auf einem Klassenausflug verabreden, doch heimlich im See schwimmen zu gehen – und einer weiß, dass ein anderer Nichtschwimmer ist – und er befreit ihn und die Klasse von einer gefährlichen Situation, indem er ihn einfach mitnimmt, als er geht. Hier hätten wir jetzt sogar eine erste Idee weiterentwickelt.
    4. Oder aber man überwindet seine Angst bei einem sportlichen Ereignis, das nur Mut erfordert. Man denke etwa an Höhenangst.
    5. Oder man hat einfach nur Angst, den Posten des Klassensprechers zu übernehmen – obwohl alle einem das zutrauen
      usw.

Tipp3: Von der inhaltlichen Idee zum Strophenaufbau

  1. Dann sollte man die Idee in eine Geschichte umwandeln, die zumindest ein bisschen dramatisch ist.
  2. Aus den einzelnen Stationen entwickelt man dann die Strophen.
  3. Und dann fängt man an, diese Strophen zum Beispiel in Vierpäckchen zu entwickeln.

Wir haben uns für einen Helden entschieden, der einen anderen gegenüber Mobbing schützt.

  1. Strophe: Ein neuer Schüler wird gemobbt.
  2. Strophe: Konkrete Situation
  3. Strophe: Einführung des rettenden Helden
  4. Strophe: Auseinandersetzung mit dem Mobbing-Anführer
  5. Strophe: Schluss: Andere Mit-Mobber lassen sich überzeugen. Dazu ein Schluss-Spruch.

Tipp4: Wie bekommt man das mit den Reimen hin?

  1. Wenn man Reime verwenden muss oder will, sollte man am besten mit Paarreimen arbeiten und immer gleich vom Zeilenende her denken.
    In unserem Beispiel war das die erste Zeile:

    1. „Ganz neu war er und auch noch klein“
    2. „Da kann man schnell mal Opfer sein.“

Tipp 5: Und wie gestaltet man einen festen Rhythmus?

  1. Wenn man auch noch einen festen Rhythmus haben möchte, nimmt man am besten einen der beiden Wechsel-Rhythmen, bei denen sich immer eine betonte und eine unbetonte Silbe abwechseln:
    Natürlich haben wir bei unseren beiden Beispiel-Zeilen schon dran gedacht:

    1. „Ganz neu war er und auch noch klein“
      „Ganz neu war er und auch noch klein
    2. „Da kann man schnell mal Opfer sein.“
    3. Natürlich geht es auch so, dass man mit einer betonten Silbe beginnt:
      Peter hieß der neue Schüler.“
      Wer hier mehr Hilfe braucht, kann sich zum Beispiel das folgende Video von uns anschauen:

      Videolink

Unser fertiges Beispiel – und wie es entstanden ist

Peer Onami

  • Das ist natürlich ein Pseudonym – was bei Gedichten überhaupt nichts Problematisches ist – denn die sollen auch wirken ohne den Autor.

Helden unserer Zeit

  • Hier haben wir lange überlegt, ob wir den Singular oder den Plural nehmen. Am Ende haben wir uns für letzteres entschieden, weil der Held dieser Ballade stellvertretend für viele steht.

Ganz neu war er und auch noch klein
Da kann man schnell mal Opfer sein.
Die meisten hielten es für Spaß
Wenn wieder mal ein Treffer saß.

  • Die Grundidee war, einen neuen Schüler vorzustellen, der zum Mobbingopfer wird.
  • Wichtig ist für uns immer die erste Zeile, weil die den Rhythmus des ganzen Gedichtes bestimmt.
  • Man muss hinterher nur versuchen, in diesem Rhythmus zu bleiben.
  • In diesem Falle ist es ein Jambus, d.h. die Verszeilen beginnen immer mit einer unbetonten Silbe, auf die dann eine betonte folgt. Das haben wir ja oben schon gezeigt.
  • Wenn es mal nicht gleich funktioniert, dann kann man entweder Wörter umstellen oder aber ein Einsilben-Wort einfügen.

Sie fingen ihn schon ab am Tor
Und keinem kam es grausam vor.
Ging er, so nahm er es in Kauf
Dass das Gehetze nahm sein’n Lauf.

  • Schon in der ersten Strophe haben wir nur Personalpronomina als Stellvertreter verwendet.
  • Deshalb werden hier auch die Mobber einfach nur mit „sie“ vorgestellt.
  • In der vierten Zeile haben wir ein bisschen getrickst – wegen des Rhythmus, indem wir aus „seinen“ einfach ein einsilbiges Wort gemacht haben. Ein „Dichter“ darf schließlich alles 😉

Und dann gab es noch einen neuen
Da konnte er sich endlich freuen
Er wurde abgeholt am Tor
Bevor man ihm die Haare schor.

  • In dieser Strophe wird ein zweiter Schüler eingeführt,
  • der dann zum Helden wird,
  • weil er sich gegen die Mobber stellt.
  • Entscheidend ist hier, dass es manchmal reicht, einem, der bedrängt wird, einfach zur Seite zu stehen, damit er nicht mehr allein ist.
  • Das Schlimmste beim Mobben ist immer, wenn alle anderen schweigen oder wegsehen.
  • Manchmal reicht einer, der auf das Feige und Gemeine hinweist, wenn sich viele auf einen stürzen.
  • Bei der letzten Zeile mussten wir echt ein bisschen überlegen. Hier haben wir kein Reimlexikon benutzt, sondern hatten „schor“ von „scheren“ schnell im Kopf. Nur, was hat das mit Mobbing zu tun.
  • Wir haben es als Bild dafür genommen, dass man jemanden einfach für einige Zeit hässlich macht, indem man ihm seine schöne Frisur nimmt.
  • Jeder, bei dem jemals beim Haareschneiden was schief gegangen ist, kann das sicher nachvollziehen, wie man sich dann fühlt.
  • Und hier wird dieses Gefühl der Beschämung durch einen anderen, nämlich unseren Helden, verhindert.

Und als der Boss scheinheilig fragte
Warum man sich da mischte ein
Man ihm ganz stark die Meinung sagte
„Ich könnte bald der nächste sein.“

  • Hier haben wir noch einen kleinen Dialog eingebaut, um ein Motiv des Retters und zugleich eine Warnung deutlich werden zu lassen.
  • Weil nämlich das, was die anderen meistens fürchten, nämlich selbst das nächste Opfer zu sein, ja gerade zum Widerstand ermutigen kann.
  • Auf diese Art und Weise ist Robespierre, der Revolutionsführer, der 1792-1794 Tausende von Menschen unter die Mordmaschine der Guillotine schickte, schließlich ausgeschaltet worden. Einer hatte nämlich die Idee, den anderen jeweils eine Liste zu zeigen, auf der ihr Name als nächstes Opfer stand – und plötzlich wurden sie alle mutig und der Terror war zu Ende.

da sank so manchem gleich der Mut
„Du hast ja recht, ist ja schon gut.“
Mit diesem Text hier wollte ich melden
Es gibt auch heut noch richt‘ge Helden.

  • Mit dem Mut ist hier natürlich die Bereitschaft gemeint, hier einfach gegenüber einem Schwachen beim Mobbing mitzumachen.
  • Plötzlich sehen es die anderen ein, dass da was nicht in Ordnung ist – und das Schöne ist, dass manchmal so wenig Engagement reicht, um Ungerechtigkeit zu beenden.
  • Natürlich kann das auch anders ausgehen – und deshalb ist dieser unbekannte Schüler, der den bedrohten Mitschüler am Tor abholt, für uns ein Held.
  • Am Ende kann man sich dann auch den Spaß erlauben, so eine Art persönliche Bemerkung einzufügen.
  • Übrigens merkt jeder aufmerksame Leser, dass die zweitletzte Zeile rhythmusmäßig nicht ganz funktioniert:
    wollte ich melden“
    Das lässt sich aber ganz einfach beheben, indem man aus „wollte“ „wollt'“ macht.

Noch eine weitere Idee

Da hat also jemand nachgedacht, wann er es mal mit einem Helden zu tun gehabt hat.

Dann fällt ihm ein, dass da mal jemand im letzten Moment aus dem Wasser gerettet worden ist.

Wir haben mal angefangen, das auszumalen – und hier kann ja jemand selbst mal weiterschreiben:

Lars Krüsand

Doppelte Rettung

Zwei Freunde fahrn aufs Wasser rau
Sie sind gut drauf und wollen Spaß
Auf abenteuer aus ist Klaus
Erst gibt er mit dem Boot vollgaß.

Jedoch da gibt es auch den Hans,
der traut ihm nicht so ganz.
Ihm fällt das Herz fast in die Hose
Als Klaus das Steuer lässt ganz lose.

Schon springt er in den See hinein
Und ist weit draußen ganz allein.
Jedoch dann plötzlich voll die Wende
Verzweifelt hebt er hoch die Hände.

Er ist von einem Krampf gepackt
Und dann auch schon  kurz weggesackt.
(…)
(…)

Ideen für den Schlussteil der Ballade

Das haben wir jetzt nicht mehr weiter fortgeführt.
Auf jeden Fall überwindet Hans seine Angst,
ist so klug, einen Rettungsring mitzunehmen,
aber ein Held bleibt er trotzdem.
Am Ende könnte man deutlich machen, dass er nicht nur seinen Freund, sondern auch sich selbst gerettet hat – denn er hätte es sich nie verziehen, wenn er aus Angst nichts unternommen hätte.

 

Weiterführende Hinweise

  • Eine Übersicht über viele andere kreative Ideen gibt es hier.
  • Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier.
  • Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.