Schiller und sein positives Frauenbild
- Friedrich Schiller wird vor allem wegen des Gedichts „Lied von der Glocke“ mit einem recht altertümlichen Frauenbild verbunden.
- Umso schöner, dass in „Wilhelm Tell“ gleich in der 2. Szene eine Frau auftaucht, die viel tiefer in die Dinge hineinschaut als ihr Mann.
Die Hör-Datei
Wer nicht so viel lesen möchte, kann sich das, was wir hier präsentieren, einfach „auf die Ohren legen“. Und wenn das für die Schule wichtig ist, kann man auch die angegebenen Stellen direkt in der eigenen Textausgabe markieren.
- Der, ein Herr Stauffacher, ist ganz verzweifelt, weil der Vertreter des Kaisers ein Auge auf sein Haus geworfen hat und es ihm anscheinend wegnehmen will (234):
„Ich bin Regent im Land an Kaisers Statt
Und will nicht, daß der Bauer Häuser baue
Auf seine eigne Hand, und also frei
Hinleb, als ob er Herr wär in dem Lande,
Ich werd mich unterstehn, Euch das zu wehren.“ - Seine Frau Gertrud tut dann zwei Dinge: Zum einen erklärt sie ihrem Mann erst mal, warum dieser Beamte so scharf auf sein Haus ist (260):
„Er ist dir neidisch, weil du glücklich wohnst,
Ein freier Mann auf deinem eignen Erb,
– Denn er hat keins. […
Er ist ein jüngrer Sohn nur seines Hauses,
Nichts nennt er sein als seinen Rittermantel,
Drum sieht er jedes Biedermannes Glück
Mit scheelen Augen giftger Mißgunst an.“ -
Und dann verbindet sie ihre kluge Sicht der Dinge mit einem Ratschlag (271):
„Dir hat er längst den Untergang geschworen –
Noch stehst du unversehrt – Willst du erwarten,
Bis er die böse Lust an dir gebüßt?
Der kluge Mann baut vor.“ - Und das tut Stauffacher dann auch, er verbündet sich mit anderen klugen Schweizern und wird zu einer wichtigen Figur bei der Vorbereitung des Aufstands.