Kaléko, Mascha, „Mit auf die Reise“

Worum es uns hier geht …

Im Folgen wollen wir kurz zeigen, wie man den Inhalt des Gedichtes von Mascha Kaléko sich so klarmachen kann, dass man die zentralen Aussagen versteht und sich auch so etwas wie Sinn ergibt.

Da die Verfasserin noch nicht 70 Jahre tot ist, unterliegt der Text dem Urheberrecht. Aber wir gehen davon aus, dass er zur Verfügung steht.

Erläuterung der 1. Strophe

  • Das Gedicht beginnt mit der Feststellung des Lyrischen Ichs, was es alles – wohl dem oder der Geliebten nicht mit „auf die Reise“ (so der Titel) geben kann.
  • Dabei handelt es sich zunächst um eins der größten Geschenke, die man jemandem für eine Reise machen kann.
  • Es folgen wertvolle Steine und ein kostbarer Mantel o.ä.
  • Statt all dem scheint es nur etwas was Geringes abzugeben haben, nämlich ein „Schlüsselchen von Erz“ – allerdings Vorsicht. Schlüssel verschaffen ja immer den Zugang zu etwas anderem, möglicherweise noch Wertvollerem.
  • Ein schönes künstlerisches Mittel ist dann die Beiläufigkeit, mit der „mein ziemlich gut erhaltnes Herz“ nachgeschoben wird. Was will man als Liebender mehr?!
  • Die letzte Zeile macht dann aber deutlich, dass es wohl auch ein Gegenstand in Herzform ist, der eben für Erinnerung sorgen soll. Aber das stellt die Kostbarkeit nicht in Frage, betont allenfalls den Charakter der Bitte – als ob das Gegenüber nicht von sich aus dran denken würde.

Erläuterung der 2. Strophe

  • Die zweite Strophe bezieht sich dann auf Fähigkeiten, die man früher eher einer braven Ehefrau zugeordnet hat.
  • Von daher erscheint es eher sympathisch, dass das nicht im Angebot ist,
  • Dafür aber etwas viel Wertvolleres. Zauberteppich ging ja erst nicht, dafür gibt es jetzt den Zugang zu einem „Märchenland“, dessen Aussehen offen bleibt. Möglicherweise will das Lyrische Ich gar nicht über ein anderes Land nachdenken, in dem das geliebte Gegenüber verschwindet. Aber es möchte zumindest, dass an „grauen Tagen“ doch etwas Schönes im Angebot ist.

Erläuterung der 3. Strophe

  • Auch die letzte Strophe setzt die Liste der scheinbaren Defizite fort, diesmal geht es um ein Elementz der Märchenwelt, das dafür sorgt, dass alle Wünsche erfüllt werden.
  • Auch den märchenhaften Zugang zu einer Schatzkammer gibt es nicht.
  • Auch ein Schmuckstein, der angeblich inneren Frieden schenkt (https://www.edelsteine.net/amethyst/) ist nicht im Angebot.
  • Doch dann das großartige Finale: Zunächst eine wunderbare Erkläruing, was das geliebte Gegenüber für das Lyrische Ich bedeutet: Wenn dessen Herz ihm „Flut und Ebbe“ ist, dann bedeutet das die Vollkommenheit der Gezeiten und damit der Wechselfälle des Lebens. Man wird erinnert an die Hochzeitsformel „in guten und in schlechten Tagen“. Mehr geht nicht an Versprechen.
  • Und dementsprechend wird am Ende ein Muschel mitgegeben, die so schimmert wie die Tränen des Lyrischen Ichs, das sein geliebtes Gegenüber vermisst.
  • Und das Ziel ist mehr als nur „Anmichdenken“, es geht um Sehnsucht – und das ist wohl deutlich mehr in der Liebe.

Gesamteinschätzung des Gedichtes

  • Insgesamt ein sehr originelles Liebesgedicht für eine ganz besondere Situation.
  • Deutlich wird, wie das Lyrische Ich eigentlich alles mitgeben möchte, was das geliebte Gegenüber benötigt, was ihm gut tut.
  • Es konzentriert sich aber auf das, was ihm entspricht und sehr originell wirkt.
  • Am wichtigsten ist ihm, dass seine Liebe deutlich wird und in gleicher Weise erwidert wird.
  • Man könnte es gut vergleichen mit „Ich habe dich so lieb“ von Joachim Ringelnatz.

Weiterführende Hinweise