Leicht verstehen: „Kleider machen Leute“: Teil 2: Falscher Graf lernt echtes Mädchen kennen

„Kleider machen Leute“: Teil 2: Ein falscher Graf lernt ein echtes Mädchen kennen (S. 14-31)

Wer sich das Folgende als Hörbuch „auf die Ohren“ legen möchte, der kann die entsprechende Datei hier aufrufen:

Eine Zeitleiste zu dieser Audio-Datei mit weiteren Erklärungen und Zitaten gibt es hier:

https://textaussage.de/schnell-durchblicken-gottfried-keller-kleider-machen-leute-audio-datei-zum-mitlesen-teil-2

Der Schneider, den alle für einen polnischen Grafen halten, hat sich von wichtigen Leuten in der Stadt zu einem Besuch des Amtsrates in der Nachbarschaft überreden lassen. Dort wird tüchtig getrunken, Auch ein bisschen um Geld gespielt. Während die meisten Teilnehmer der Runde auch hier wieder der Meinung sind, dass dieser Graf echt ist, sieht das bei einem ganz anders aus. Auf Seite 16 heißt es:

“Nur Melcher Böhni, der Buchhalter, als ein geborener Zweifler, rieb sich vergnügt die Hände und sagte zu sich selbst: Ich sehe es kommen, daß es wieder einen Goldacher Putsch gibt, ja, er ist gewissermaßen schon da! Es war aber auch Zeit, denn schon sind’s zwei Jahre seit dem letzten! Der Mann dort hat mir so wunderlich zerstochene Finger, vielleicht von Praga oder Ostrolenka her! Nun, ich, werde mich hüten, den Verlauf zu stören!”

Dann geht es um ein Glücksspiel, bei dem jeder Geld einsetzen muss – auch hier ist es dieser Melchior Böhni, der dem falschen Grafen mit einem Geldstück aushilft und ihn immer mehr durchschaut. Auf S. 17 heißt es:
“Böhni, welcher ihn fortwährend scharf betrachtete, war jetzt fast im klaren über ihn und dachte: Den Teufel fährt der in einem vierspännigen Wagen! Weil er aber zugleich bemerkte, dass der rätselhafte Fremde keine Gier nach dem Gelde gezeigt, sich überhaupt bescheiden und nüchtern verhalten hatte, so war er nicht übel gegen ihn gesinnt, sondern beschloss, die Sache durchaus gehen zu lassen.”

Dann wird es spannend, denn der falsche Graf hat einiges Geld gewonnen und will die nächste Gelegenheit nutzen, um zu verschwinden. Danach will er von dem Geld seine Kosten in Goldach bezahlen.

Er geht also spazieren, entfernt sich immer weiter und hat es fast geschafft, als plötzlich der Amtsrat mit seiner Tochter auftaucht. Er wird jetzt noch zum Abendbrot eingeladen und ist somit wieder gefangen.

Allerdings hat sich etwas verändert, was der Erzähler auf S. 18 so formuliert:

“ Denn eine neue Wendung war eingetreten, ein Fräulein beschritt den Schauplatz der Ereignisse. Doch schadete ihm seine Blödigkeit und übergroße Ehrerbietung nichts bei der Dame; im Gegenteil, die Schüchternheit, Demut und Ehrerbietung eines so vornehmen und interessanten jungen Edelmanns erschien ihr wahrhaft rührend, ja hinreißend. Da sieht man, fuhr es ihr durch den Sinn, je nobler, desto bescheidener und unverdorbener; merkt es euch, ihr Herren Wildfänge von Goldach, die ihr vor jungen Mädchen kaum mehr den Hut berührt!”

Der falsche Graf blüht jetzt richtig auf, was der Erzähler auf S. 19 so formuliert:
“…kurz, das Schneiderblütchen fing in der Nähe des Frauenzimmers an, seine Sprünge zu machen und seinen Reiter davonzutragen.”

Aber erst mal geht es wieder nach Goldach zurück, wo der falsche Graf plötzlich das Problem hat, dass er für die anstehende Übernachtung überhaupt nichts dabei hat. Der Wirt will jetzt schnell einen Boten schicken, der den Kutscher dazu bringt, dass angeblich vergessener Gepäck im Gasthof zurückzulassen, aber dem kann der falsche Graf entgehen, indem er den Eindruck erweckt, dass er politisch verfolgt sei und erst mal unter tauchen müsse.

Er macht dann am nächsten Tag einen Gang durch die Stadt – und will wieder einmal die Gelegenheit nutzen, um zu verschwinden, aber wieder begegnet er Nettchen – und das führt dazu, dass er wieder in die Stadt zurückkehrt. Wie sehr das Interesse an diesem Mädchen den falschen Grafen verändert, macht der Erzähler auf S. 26 so deutlich:

“Nun war der Geist in ihn gefahren. Mit jedem Tage wandelte er sich, gleich einem Regenbogen, der zusehends bunter wird an der vorbrechenden Sonne. Er lernte in Stunden, in Augenblicken, was andere nicht in Jahren, da es in ihm gesteckt hatte wie das Farbenwesen im Regentropfen. Er beachtete wohl die Sitten seiner Gastfreunde und bildete sie während des Beobachtens zu einem Neuen und Fremdartigen um; besonders suchte er abzulauschen, was sie sich eigentlich unter ihm dächten und was für ein Bild sie sich von ihm gemacht. Dies Bild arbeitete er weiter aus nach seinem eigenen Geschmacke, zur vergnüglichen Unterhaltung der einen, welche gern etwas Neues sehen wollten, und zur Bewunderung der anderen, besonders der Frauen, welche nach erbaulicher Anregung dürsteten. So ward er rasch zum Helden eines artigen Romanes, an welchem er gemeinsam mit der Stadt und liebevoll arbeitete, dessen Hauptbestandteil aber immer noch das Geheimnis war.”

Aber

Aber nachts schlägt ihm dann doch das Gewissen – und so schwankt er zwischen Bleiben und der Absicht, bei nächster Gelegenheit doch zu verschwinden.

In der Zwischenzeit erprobt er weiter sein Glück in verschiedenen Lotterien und macht dabei auch einiges Geld.

Jetzt könnte er verschwinden, wenn da nicht Nettchen wäre. Also wählt er einen Mittelweg (S. 28):
“Anstatt aber kurz abzubinden, seine Schulden gradaus zu bezahlen und abzureisen, gedachte er, wie er sich vorgenommen, eine kurze Geschäftsreise vorzugehen, dann aber von irgendeiner großen Stadt aus zu melden, daß das unerbittliche Schicksal ihm verbiete, je wiederzukehren; dabei wolle er seinen Verbindlichkeiten nachkommen, ein gutes Andenken hinterlassen und seinem Schneiderberufe sich aufs neue und mit mehr Umsicht und Glück widmen oder auch sonst einen anständigen Lebensweg erspähen. Am liebsten wäre er freilich auch als Schneidermeister in Goldach geblieben und hätte jetzt die Mittel gehabt, sich da ein bescheidenes Auskommen zu begründen; allein es war klar, dass er hier nur als Graf leben konnte.”

Aus dieser Kurzzeit-Flucht wird aber nichts, denn als er das verkündet, ist Nettchen, die inzwischen schon hin und wieder “Gräfin” genannt wird, erst entsetzt, dann verzweifelt. Glücklicherweise kommt es dann aber zu einer Zweier-Begegnung im Garten, wo sich alles klärt und sie sich glücklich unter Tränen in die Arme fallen (29/30).

Nettchen erklärt ihrem Vater dann auch: Dieser Graf – und sonst keiner!” und bekommt dann auch schnell die entsprechende Erlaubnis.

Im nächsten Teil werden wir dann sehen, dass aus der geplanten Verlobungsfeier nichts wird.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

 

„Judenbuche“, Teil 2: Friedrichs Kindheit

Friedrichs Kindheit

In der Novelle geht es nach dem Gedicht und die Vorstellung der Gegend und ihrer Bewohner um die Familie, in die Friedrich hineingeboren wird. Außerdem wird deutlich, wie er sich entwickelt.

Hier die mp3-Datei, die bis zum Erscheinen des Onkels reicht.

S. 5ff: Friedrichs Vater und seine erste Frau

Bevor Friedrich zur Welt kommt, geht es erst mal um zwei Frauen. Die erste ist nur ganz kurz die Frau seines Vaters – aber schauen wir mal in den Text, oben auf S. 6 geht es los.

  1. „Friedrichs Vater, der alte Hermann Mergel, war in seinem Junggesellenstande ein sogenannter ordentlicher Säufer, d.h. einer, der nur an Sonn- und Festtagen in der Rinne lag und die Woche hindurch so manierlich war wie ein anderer.
  2. So war denn auch seine Bewerbung um ein recht hübsches und wohlhabendes Mädchen ihm nicht erschwert. Auf der Hochzeit ging’s lustig zu. Mergel war gar nicht zu arg betrunken, und die Eltern der Braut gingen abends vergnügt heim;
  3. aber am nächsten Sonntage sah man die junge Frau schreiend und blutrünstig durchs Dorf zu den Ihrigen rennen, alle ihre guten Kleider und neues Hausgerät im Stich lassend.
  4. Das war freilich ein großer Skandal und Ärger für Mergel, der allerdings Trostes bedurfte.
  5. So war denn auch am Nachmittage keine Scheibe an seinem Hause mehr ganz, und man sah ihn noch bis spät in die Nacht vor der Türschwelle liegen, einen abgebrochenen Flaschenhals von Zeit zu Zeit zum Munde führend und sich Gesicht und Hände jämmerlich zerschneidend.
  6. Die junge Frau blieb bei ihren Eltern, wo sie bald verkümmerte und starb.
  7. Ob nun den Mergel Reue quälte oder Scham, genug, er schien der Trostmittel immer bedürftiger und fing bald an, den gänzlich verkommenen Subjekten zugezählt zu werden.“

S. 6/7: Die zweite Frau – Friedrichs spätere Mutter

Erstaunlicherweise heiratet dann eine andere Frau aus recht guten Verhältnissen diesen schon ziemlich verkommenen Trinker. Sie wird natürlich von allen gewarnt, antwortet darauf aber nur:

„Eine Frau, die von ihrem Manne übel behandelt wird, ist dumm oder taugt nicht: wenn’s mir schlecht geht, so sagt, es liege an mir.“

Der Erzähler macht dann aber ganz deutlich, was draus geworden ist (Seite 7 oben):

  1. „Der Erfolg zeigte leider, dass sie ihre Kräfte überschätzt hatte.
  2. Anfangs imponierte sie ihrem Manne; er kam nicht nach Haus oder kroch in die Scheune, wenn er sich übernommen hatte;
  3. aber das Joch war zu drückend, um lange getragen zu werden, und bald sah man ihn oft genug quer über die Gasse ins Haus taumeln, hörte drinnen sein wüstes Lärmen und sah Margreth eilends Tür und Fenster schließen.“

Und irgendwann ist sie dann in der gleichen Situation wie die erste Frau, muss aus dem Haus raus, sich fast verstecken – aber sie bleibt bei diesem Mann.

S. 7/8ff: Friedrichs Geburt, Tod des Vaters, Juden und Förster

Im zweiten Jahr der Ehe wird dann Friedrich geboren. Auch hier ist der Erzähler sehr deutlich und setzt dann einen interessanten Akzent (unten auf S. 7):

  1. „Das zweite Jahr dieser unglücklichen Ehe ward mit einem Sohne, man kann nicht sagen erfreut, denn Margreth soll sehr geweint haben, als man ihr das Kind reichte.
  2. Dennoch, obwohl unter einem Herzen voll Gram getragen, war Friedrich ein gesundes, hübsches Kind, das in der frischen Luft kräftig gedieh.
  3. Der Vater hatte ihn sehr lieb, kam nie nach Hause, ohne ihm ein Stückchen Wecken oder dergleichen mitzubringen, und man meinte sogar, er sei seit der Geburt des Knaben ordentlicher geworden; wenigstens ward der Lärmen im Hause geringer.“

Aber daraus wird dann auch nichts Gutes, weil der Vater in einer stürmischen Winternacht nicht nach Hause kommt und später tot aufgefunden wird.

Die Novelle konzentriert sich dann auf den Seiten 10/11 auf zwei Dinge, zum einen Vorurteile der Mutter gegenüber Juden (Mitte S. 10)

  1. „Als nach zwei Tagen die Leiche fortgetragen wurde, saß Margreth am Herde, das Gesicht mit der Schürze verhüllend.
  2. Nach einigen Minuten, als alles still geworden war, sagte sie in sich hinein: ‚Zehn Jahre, zehn Kreuze. Wir haben sie doch zusammen getragen, und jetzt bin ich allein!‘
  3. dann lauter: ‚Fritzchen, komm her!‘ –
  4. Friedrich kam scheu heran; die Mutter war ihm ganz unheimlich geworden mit den schwarzen Bändern und den verstörten Zügen.
  5. ‚Fritzchen,‘ sagte sie, ‚willst du jetzt auch fromm sein, daß ich Freude an dir habe, oder willst du unartig sein und lügen, oder saufen und stehlen?‘ – ‚Mutter, Hülsmeyer stiehlt.‘ – ‚Hülsmeyer? Gott bewahre! Soll ich dir auf den Rücken kommen? wer sagt dir so schlechtes Zeug?‘ – ‚Er hat neulich den Aaron geprügelt und ihm sechs Groschen genommen.‘ – ‚Hat er dem Aaron Geld genommen, so hat ihn der verfluchte Jude gewiß zuvor darum betrogen. Hülsmeyer ist ein ordentlicher, angesessener Mann, und die Juden sind alle Schelme.‘ – ‚Aber, Mutter, Brandis sagt auch, daß er Holz und Rehe stiehlt.‘ – ‚Kind, Brandis ist ein Förster.‘ – ‚Mutter, lügen die Förster?“

Und das ist dann Gelegenheit, Stellung zu nehmen zu den sogenannten „Holzfreveln“:

„Margreth schwieg eine Weile; dann sagte sie: ‚Höre, Fritz, das Holz läßt unser Herrgott frei wachsen und das Wild wechselt aus eines Herren Lande in das andere; die können niemand angehören. Doch das verstehst du noch nicht; jetzt geh in den Schoppen und hole mir Reisig.‘

Das ist dann schon die Überleitung zu einer entscheidenden Veränderung im Leben Friedrichs.

Wichtig ist aber auch noch die Erinnerung, die Friedrich an seinen Vater behält und was sie mit ihm macht. Oben auf S. 11 heißt es:

  1. „Friedrich hatte seinen Vater auf dem Stroh gesehen, wo er, wie man sagt, blau und fürchterlich ausgesehen haben soll.
  2. Aber davon erzählte er nie und schien ungern daran zu denken.
  3. Überhaupt hatte die Erinnerung an seinen Vater eine mit Grausen gemischte Zärtlichkeit in ihm zurückgelassen, wie denn nichts so fesselt, wie die Liebe und Sorgfalt eines Wesens, das gegen alles Übrige verhärtet scheint, und bei Friedrich wuchs dieses Gefühl mit den Jahren, durch das Gefühl mancher Zurücksetzung von seiten anderer.“

Dann wird noch auf S. 11 darauf eingegangen, dass in dem Dorf die Sitte herrscht, alle, die durch ein Unglück umgekommen sind, für eine Art Gespenst zu halten. Interessant, wie Friedrich darauf reagiert (unten auf S. 11):

„Friedrich musste von andern Knaben vieles darüber hören; dann heulte er, schlug um sich, stach auch einmal mit seinem Messerchen und wurde bei dieser Gelegenheit jämmerlich geprügelt. Seitdem trieb er seiner Mutter Kühe allein an das andere Ende des Tales, wo man ihn oft stundenlang in derselben Stellung im Grase liegen und den Thymian aus dem Boden rupfen sah.“

Man merkt also deutlich, wie sehr Friedrich sich zum Einzelgänger und Außenseiter entwickelt.

S. 11/12: Friedrich wird dem Onkel Simon Semmler übergeben

Das kann man sich hier auch als mp3-Datei „auf die Ohren legen“.

Friedrichs Leben ändert sich völlig, als sein Onkel eines Tages vorbeikommt und mit seiner Mutter einen Deal macht: Er wird so eine Art Pate und darf über einen großen Teil seines Arbeitstages bestimmen, dafür wird Friedrich eines Tages sein Erbe.

Interessant ist, wie dieser Mann oben auf S. 12 vorgestellt wird:

  1. „Simon Semmler war ein kleiner, unruhiger, magerer Mann mit vor dem Kopf liegenden Fischaugen und überhaupt einem Gesicht wie ein Hecht, ein unheimlicher Geselle,
  2. bei dem dicktuende Verschlossenheit oft mit ebenso gesuchter Treuherzigkeit wechselte,
  3. der gern einen aufgeklärten Kopf vorgestellt hätte und statt dessen für einen fatalen, Händel suchenden Kerl galt, dem jeder um so lieber aus dem Wege ging,
  4. je mehr er in das Alter trat, wo ohnehin beschränkte Menschen leicht an Ansprüchen gewinnen, was sie an Brauchbarkeit verlieren. „

Als Friedrich dann mit seinem Onkel durch den Wald abzieht, wundert man sich als Leser nicht, dass schnell die Frage kommt (oben auf S. 15):

„‚Trinkst du gern Branntwein?’ – Der Knabe antwortete nicht. ‘Ich frage, trinkst du gern Branntwein? Gibt dir die Mutter zuweilen welchen?’ – ‘Die Mutter hat selbst keinen,’ sagte Friedrich. – ‘So, so, desto besser!“

Offensichtlich sieht der Onkel hier eine gute Möglichkeit, den Jungen in seinem Sinne zu erziehen.

Im weiteren Verlauf zeigt der Onkel dann Friedrich auch noch den Platz, an dem man seinen Vater tot gefunden hat und erklärt auch so ganz nebenbei, dass er „in der Betrunkenheit ohne Buße und Ölung zum Teufel gefahren“ sei (unten auf S. 16). Friedrich ist denn auch völlig empört und der Onkel lenkt schnell ein. „Dein Vater war übrigens eine gute Seele; Gott wird’s nicht so genau mit ihm nehmen. Ich hatt‘ ihn so lieb wie meinen eigenen Bruder. “

Aber man merkt auf jeden Fall, dass dieser Mann keinen guten Einfluss auf den Jungen haben kann.

S. 17-20: Friedrich zeigt sich stark und bringt Johannes mit

Am nächsten Morgen gibt es dann eine wichtige Szene, weil plötzlich ein Junge auftaucht, den Friedrichs Mutter zunächst für ihren Sohn hält. Er verhält sich aber ganz komisch, vor allem sehr scheu und ängstlich.

Dann taucht aber plötzlich auch Friedrich auf und zeigt sich ganz anders, ziemlich selbstbewusst und man hat den Eindruck, dass er jetzt über diesem anderen Jungen steht, der Johannes Niemand heißt, weil er Schweinehirt ist und keinen Vater hat.

Auf S. 18 oben wird Friedrichs neue Haltung deutlich:

„So ging er gerade auf sein verkümmertes Spiegelbild zu, seinerseits mit einer Haltung bewusster Würde und Selbständigkeit, die in diesem Augenblicke den Unterschied zwischen beiden sonst merkwürdig ähnlichen Knaben stark hervortreten ließ.
‘Da, Johannes!’ sagte er und reichte ihm mit einer Gönnermiene das Kunstwerk; ‘da ist die Violine, die ich dir versprochen habe. Mein Spielen ist vorbei, ich muß jetzt Geld verdienen.’“

Wichtig ist, dass die beiden sich sehr ähnlich sehen und Friedrichs Mutter klar wird, dass Johannes wohl ein unehelicher Sohn ihres Bruders ist. Das findet sie ganz schlimm (S. 19/20):

„Als beide Knaben fort waren, warf sich Margreth auf einen Stuhl und schlug die Hände mit dem Ausdruck des tiefsten Jammers zusammen. Ihr Gesicht war bleich wie ein Tuch. ‘Ein falscher Eid, ein /  falscher Eid!’ stöhnte sie. ‘Simon, Simon, wie willst du vor Gott bestehen!’“

Halten wir fest:

In diesem zweiten Teil

  1. ist deutlich geworden, wie gewalttätig Friedrichs Vater ist,
  2. wie sehr seine Mutter darunter leidet, aber trotzdem aushält,
  3. dass Friedrich eine besondere Beziehung zu seinem Vater hat, weil der ihn besser behandelt als alle anderen,
  4. dass ihn deshalb sein Tod auch besonders schmerzt und er es schlimm findet, dass man den Toten jetzt für ein Gespenst hält,
  5. und dass er sich deswegen sogar mit anderen Kindern prügelt und schließlich ein Einzelgänger wird,
  6. dass sein Onkel eine sehr zwielichtige Figur ist, was man gut daran sehen kann, dass er Friedrich gleich zum Alkoholgenuss verführen will und erst schlecht über seinen Vater spricht, dann aber schnell umschwenkt, was nicht überzeugt,
  7. dass Friedrich am Ende gewissermaßen aufsteigt und stark an Selbstbewusstsein gewinnt.